10.11.10

Gewaltfreie Konfliktbearbeitung bei Rechtsextremen

 

Was tun, wenn die Nazis kommen? Welche Konzepte des effektiven Widerstands gibt es neben den vielfältigen Aktionen des Bürgerforums in Gräfenberg noch? Das waren die Fragen, die zu dieser Seminarreihe führten. In Zusammenarbeit mit dem Bürgerforum Gräfenberg organisierte das Fränkisches Bildungswerk ein Trainingsprogramm, das aktive Menschen in ihrem Handeln noch effektiver machen soll.

Die Seminartage schnitten sich die meisten der Teilnehmenden aus ihren schon sehr engen Zeitplan heraus, denn es musste noch mehr gegen die Nazis getan werden. Für die Seminare wurde der seit 30 Jahren in der gewaltfreien Trainingsarbeit tätige Karl-Heinz Bittl gewonnen. Mit ihm machten sich somit Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Forchheim auf den Weg des gewaltfreien Widerstandes. Ein weiteres Ziel waren bewusstseinsbildende Angebote für gefährdete Jugendliche im Landkreis. 

Wie wurde das Ganze umgesetzt?

Es gab zwei Veranstaltungen, die den Akteuren im Landkreis Forchheim halfen, zu einer konstruktiven Handlungsalternative zu den Gegenaktion der regelmäßig auftretenden Manifestationen rechtsradikaler Gruppen in Gräfenberg zu gelangen.

Im ersten Seminar wurde die Situation analysiert und der Bedarf an inhaltlicher und methodischer Seite erfasst. Weiterhin wurde die Initiative in ihrer internen Struktur beraten und zu einer soliden Arbeitsstruktur gebracht. Es entstanden Arbeitskreise, die einer Öffnung für Jugendliche und jungen Erwachsene im Landkreis Forchheim dienten. 

Das zweite Seminar war eine inhaltliche Weiterbildung zur direkten, gewaltfreien Auseinandersetzung mit den rechtsextremen Gruppen. Es wurden Deeskalationskonzepte erlernt und angewandt. In diesem Seminar wurde geübt, wie einfache direkte Aktionen effektiver gemacht werden können. Die Teilnehmenden hatten hier den Vorteil, dass die rechtsextremen Gruppen an diesem Wochenende einen recht beispielhaften Marsch durch Gräfenberg organisierten. So konnten die erlernten Methoden auch angewandt und reflektiert werden. 

Aus eigenen Finanzmitteln der Gräfenberger Bürgerinitiative fand noch ein drittes Seminar statt, bei dem es vor allem um eine „Verabschiedung“ des ständigen Reagierens ging. Die Widerstandsformen wurden flexibler und selbstbestimmter. Dies führte dazu, dass die rechtsextremen Gruppen immer mehr verunsichert wurden.

In diesen Seminaren wurde deutlich, dass neben der defensiven Vorgehensweise, also der Bewahrung unserer demokratischen Verfassung, auch ein konstruktives Angebot an die Jugendlichen und die Bevölkerung notwendig ist. So wurde das Demokratieforum mit den vielen Angeboten von Informationsveranstaltungen und Schulbesuchen gegründet und weiterentwickelt. 

Die Teilnehmenden erlebten diese Seminare als sehr gewinnbringend, denn der Umgang mit Vielfalt – als eine konstruktive Antwort auf die bornierte Einfalt des Rechtsextremismus – muss auch erlernt werden. So kamen Inhalte wie die Angst vor dem Fremden ebenso zur Sprache, wie eine konfrontative Haltung gegenüber der Uneinsichtigkeit. Die Methoden waren erfahrungsorientiert und vermittelten so unmittelbar, wie ein anderes Verhalten wirkt. Oftmals schufen diese Übungen einen Abstand, um mit einem neuen kreativen Blick weiterzumachen.

Wenn eine Bürgerinitiative oder Gruppe sich mit effektiven Methoden des gewaltfreien Widerstandes beschäftigen möchte, kann sie sich gerne an das Fränkisches Bildungswerk für Friedensarbeit e.V. wenden.

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