10.11.10

"Sirin wünscht sich einen Weihnachtsbaum"

 

Mit „Sirin wünscht sich einen Weihnachtsbaum“ ist dem türkischen Autoren Habib Bektas aus Erlangen eine interkulturelle Geschichte gelungen, die sich traditionsübergreifend nicht nur an Migrationskinder richtet, sondern alle Nationalitäten erreicht. Auch werden hier neben der angegebenen Altersgruppe (Kinder ab 6 Jahren) Erwachsene (die Eltern, sowie Lehrerpersonal) gleichermaßen angesprochen.

Sirin ist ein 6-jähriges, deutschsprachiges Mädchen aus der Türkei und lebt mit seinen Eltern seit geraumer Zeit in Deutschland. Sirins Vater ist Moslem und feiert mit seiner Familie auch das traditionelle Ramadanfest. Zu Weihnachten wünscht sich Sirin genauso wie ihre Klassenkameraden einen Weihnachtsbaum, kann sie doch die Unvereinbarkeit von verschiedenen Glaubensrichtungen nicht einsehen und versucht ihren Vater zu überzeugen:

„Warum machen die Erwachsenen eigentlich immer Krieg?“…„Geben wir doch den Deutschen ein wenig von unseren Festen und dann geben die Deutschen uns von ihren Festen. Dann werden alles Feste allen Menschen gehören“…„Ein guter Gedanke“ meint ihr Papa dazu…„Dann krieg ich einen Kinderbaum???“…„NEIN, SCHLUSS JETZT“…„Papa, stimmt‘s, jetzt bist du böse“…„Nein Sirin, ich bin nicht böse auf Dich“…„Du bist böse auf DICH!“…„Ja, weil es mich ärgert, nicht auf alles eine Antwort haben zu können“…„Ich weiß, Papa!“…

Sirin lockt mit seinen unschuldigen Fragen manche Erwachsene aufs Eis und lässt uns die Absurdität von verschiedenen Glaubenspolaritäten erkennen, so auch, als ein personifizierter Stern zu ihr spricht, als sie unter ihrem geliebten Bäumchen droht, im Schnee einzuschlafen: „Wir Sterne sind alle voneinander verschieden und doch sind wir vereint an ein und dem gleichen Himmel, darin und deshalb sind wir gleich und eins!“

Innerhalb der Projektreihe „Vielfalt tut gut – Jugend für Demokratie und Toleranz“ konnte das Theater Regenbogen zwischen 2007 und 2009 in 75 Prozent der Forchheimer Grundschulen seine Gastspiele mit großem Erfolg absolvieren. Jeweils nach einer Aufführung stellte sich der Protagonist mit seiner Puppe Sirin den Fragen der Kinder.

Abgesehen von Fragen an die Puppenführungstechnik, die Stimmenvielfalt des Protagonisten, die Alltagsproblematiken von Sirin und den Kindern, werden auch Selbstdarstellungen von Migrationskindern und Erklärungen bezüglich der moslemischen Festlichkeiten oder der österlichen Fastenwoche angesprochen.

Dabei fällt auf, dass Kinder aus moslemischen Ländern mehr über ihre Fastenzeiten wissen, als die deutschen Zuschauer. Oft musste nachgefragt werden, was überhaupt der Sinn von Ostern oder Weihnachten sei. Erst beim Nachfragen der Puppe fiel es einigen wieder ein.

„Sirin“ konnte mit diesem Stück einiges zur Religions- und Traditions/Kulturverständigung beitragen, und es hat bis zum heutigen Tage nichts an seiner Brisanz verloren.

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