10.11.10

Romeo und Julia – ein interaktives Theaterstück

 

Chapeau Claque hat mit „Romeo und Julia“ ein interaktives Stück für Schulen entwickelt, das ausgehend von der tragischen Liebesgeschichte Shakespeares anhand von Beispielen aus der Lebenswelt Jugendlicher die Frage stellt: „Ist das denn heute noch so?“ In diesem Theaterstück verlieben sich ein deutscher Schüler und ein jüdisches Mädchen und sind mit unangenehmen Fragen konfrontiert: Was willst Du denn mit so einer?, Gibt es nicht genug Deutsche zum Verlieben?, usw. Und natürlich stellt sich auf beiden Seiten die Frage nach der Familienehre.

 

Über die Liebesgeschichte identifizieren sich die Schüler sehr schnell mit den Protagonisten des Stückes und lassen sich auf einen Arbeitsprozess ein, in dessen Verlauf latent vorhandenes antisemitisches und rassistisches Denken offenbart wird.  Im Prozess wird diskutiert, welche Gefühle in uns entstehen in vergleichbaren Situationen und warum wir mit Ressentiments auf Menschen aus anderen Kulturkreisen und Religionen  reagieren.Die Spielszenen haben „Weiterspielcharakter“, d.h. eine Szene wird von den Spielern angerissen und weitergegeben an die Jugendlichen zum Entscheiden und Weiterspielen. Das Stück wird ausschließlich vor zwei Klassen im Klassenzimmer gespielt. Bedingung für einen Einsatz in der Schule ist die Teilnahme der Lehrer und eine Nachbereitung im Unterricht, um einen Transfer des Erlebten zu gewährleisten. Die Entstehung von Gewalt und deren geschichtliche Hintergründe sollten anhand der Familiengeschichte in Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ aufgezeigt werden. Über diesen Zugang sollten die Jugendlichen in die Welt zweier Konfliktparteien eintauchen, beide Seiten sehen, Offenheit für die Positionen und Gefühle des Gegenübers und andere Überzeugungen entwickeln.Wir sind davon ausgegangen, dass die Schüler zwar die beiden Protagonisten kennen und wissen, dass es sich um eine Liebesgeschichte handelt, jedoch die sozialkritischen Hintergründe des Bühnendramas nicht oder nur in Ansätzen aus Verfilmungen kennen. Die oberflächliche Bekanntheit von Romeo und Julia wurde genutzt, um eine Identifikation der Schüler mit den Hauptfiguren herzustellen. Schwerpunkte unserer Arbeit mit den Jugendlichen war deshalb die Sensibilisierung auf Fragen wie: Warum haben wir Ressentiments gegenüber Menschen, die anders sind aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Hautfarbe, etc.; von welchen Seiten wurden und werden wir beeinflusst in unseren Einstellungen und welche Ursachen von Gewalt lassen sich finden? Es ist überraschend gut gelungen, mit dem Plot von „Romeo und Julia“, den die meisten Jugendlichen lediglich aus dem Kino kannten, die Thematiken Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu vermitteln. Anfangs hatten die Schüler Schwierigkeiten, den Transfer zu ihrem Alltag herzustellen. Mit der Geschichte der beiden Hauptfiguren konnten die Jugendlichen jedoch sehr viel anfangen und identifizierten sich sehr stark damit – viele Parallelen zum eigenen Leben wurden entdeckt.Alternativen zu Gewalt können in einem interaktiven Theaterstück hervorragend herausgearbeitet und szenisch diskutiert werden. Die Beschäftigung mit Verhaltensalternativen im Rollenspiel soll die Voraussetzung schaffen, in vergleichbaren Alltagssituationen mit neuen Verhaltensmustern und damit gewaltfrei zu reagieren. Insgesamt haben wir im Zeitraum vom 22.11. bis 19.12.07 26 Einsätze an Schulen in Stadt und Landkreis Forchheim durchgeführt. Darunter zwei Realschulen in Forchheim und Ebermannstadt sowie vier Hauptschulen in Forchheim, Gräfenberg, Hallerndorf und Gößweinstein.

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